Trotz seiner geringen Größe gilt Südtirol als das Mekka für Genießer und Feinschmecker aller Art. Hochwertige Produkte wie Wein, Äpfel und Südtiroler Speck zählen seit Jahren zu den kulinarischen Aushängeschildern und verhalfen der kleinen Region im Süden der Alpen fast schon zu Weltruhm. Und trotz (oder gerade wegen) dieser Vorzeigeprodukte gibt es sie, die Rebellen im Land. Viele junge Südtiroler studieren und arbeiten im Ausland, sammlen Erfahrung und Wissen aller Art. Nicht wenige lockt dann doch wieder die Heimat. Einer von ihnen ist Renè von 58 Chocolate.
Auch ihn zog es zurück, ins Land wo Milch und Honig fließen. Und wenn es nach ihm geht, nun auch Schokolade.
Nach deiner Ausbildung als Koch hast du erst einmal Südtirol den Rücken gekehrt.
Wohin hat es dich verschlagen? Welche Erfahrungen hast du gemacht?
Renè: Genau, so kann man es sagen. Insgesamt war ich 3 Jahre in Berlin und 4 Jahre in London. In Berlin arbeitete ich als Patissier in einem Hotel. Anschließend verschlug es mich in die Sternegastronomie nach London, wo ich wieder als Patissier tätig war. Zuletzt leitete ich die Produktion bei einem Schokolade-Hersteller. Dort konnte ich ich die nachhaltige Produktion von Schokolade erlernen und stieg dabei zum Produktionsleiter auf.
Mein Hauptziel war es eigentlich, Erfahrung zu sammeln. Jedoch nicht nur in meinem Job als Patissier, sondern Erfahrungen aller Art. London war für mich ausschlaggebend zum Vertiefen meiner Sprachkenntnisse. Englisch war für mich immer schon das Tor zur Welt, umso mehr Motivation hatte ich, mich in dieser Sprache zu vertiefen. Eine der wichtigen Eigenschaften die ich für mich selbst sammeln konnte ist mit Sicherheit der Sinn für Weitblick. Wer nett und respektvoll mit seinen Mitmenschen umgeht, bekommt dies irgendwann erwidert. Und das kann so auf alle Bereiche des Lebens ausgelegt werden. Offen zu sein für Kulturen, Religionen und generell für die eigene Umwelt ist meiner Meinung nach sehr wichtig. Zudem habe ich mich gezwungen zu lernen, auf eigenen Beinen zu stehen.
Berlin und London sind zweifelsohne Weltmetropolen.
Wie hat es dich wieder ins beschauliche Meran verschlagen?
Renè: Ich hatte stets den Drang ins Ausland zu gehen. Einfach Erfahrungen sammeln und neue Kulturen kennenlernen. Während meiner Zeit im Ausland habe ich jedoch erst begriffen, wie schön wir es eigentlich in Südtirol haben. Die ersten drei Jahre in Berlin vergingen relativ schnell. Als ich im dritten Jahr aber das erste Mal zu Weihnachten wieder zuhause war wurde mir klar: Ich mache meine Erfahrungen im Ausland, werde dann aber wieder in meine Heimat zurückkehren und versuchen, dort als selbstständiger Schokoladenhersteller meinen Traum zu verwirklichen.
Und so kam es zu 58 Chocolate, mitten im Herzen von Meran.
Was macht deine Schokolade so besonders im Vergleich zu den großen Schokoladenproduzenten?
Renè: Mir ist die Herkunft der Rohstoffe zur Herstellung meiner Schokolade sehr wichtig. Wo es geht versuche ich, kleinere Kakao-Bauern zu unterstützen, sodass sich die Arbeit auch für sie lohnt. Kakao ist ein Produkt welches vor einigen Jahrzehnten entdeckt wurde und von Großkonzernen komplett heruntergewirtschaftet wurde. Dasselbe gilt für den Zucker, den ich verwende. Die zusätzlichen Rohstoffe welche ich brauche, zum Beispiel Wacholder, Kaffee oder Haselnuss, versuche ich regional und lokal zu beziehen. Meine Produkte müssen hochwertig sein. Letztendlich soll der Kunde sehen und nichtzuletzt schmecken, dass die Schokolade von 58 Chocolate handgemacht ist. Zusatzstoffe wie Sojalecithin oder Palmöl haben darin einfach nichts verloren.
Aller Anfang ist schwer.
Wie sind deine ersten Eindrücke als selbstständiger Schokoladenhersteller? Welche Herausforderungen gab es?
Renè: Das stimmt allerdings. Ich wusste, dass es schwierig werden wird. Doch ich glaube wenn man ein klares Ziel vor Augen hat, kann man alles schaffen. Wer schon mal mit Leidenschaft und Herzblut für das eigene Projekt gearbeitet hat weiß, wovon ich spreche. Das Thema Schwierigkeit ist dann doch sehr leicht zu überwinden. Ich hatte ein klares Ziel vor Augen, hatte sozusagen richtig Bock die Sache anzugehen und habe ein riesiges Interesse an der Materie Schokolade. Vor Allem in der Großgastronomie merkt man einfach, dass man sozusagen am Ende des Tages nur eine Nummer ist. Mir war es immer wichtig, dass ich irgendwann mal für mich arbeiten will. Da investiere ich auch gerne 13 oder 14 Stunden am Tag, denn am Ende kommt alles auf mich zurück.
Herausforderungen waren natürlich die Wirtschaftlichkeit des Ganzen. Meine Ausbildung hat sich hauptsächlich auf die Materie konzentriert. Finanzplanung und Arbeitsplatzeinrichtung gehörten beispielsweise nicht dazu. Ich finde jedoch, dass man genau an solchen, neuen Herausforderungen als Mensch und Unternehmer wächst. Unterstützung erhalte ich vor Allem von meiner Freundin, welche mir den nötigen Freiraum lässt um mein Projekt zu verwirklichen und mich wo es nur geht unterstützt.
Wie trifft dich die aktuelle Coronakrise?
Renè: Da ich gerade am Anfang stehe, hatte ich eigentlich noch nicht viel zu verlieren. Meiner Meinung nach trifft diese Situation alle Menschen, manche mehr, andere weniger. Vor Kurzem habe ich mit 58 Chocolate einen Online-Lieferservice für meine erste Kollektion, die Merano Collection, auf die Beine gestellt. Dieser hat sich schon nach kurzer Zeit erstaunlich gut etabliert. Es ist einfach wichtig, positiv zu denken und nicht den Mut zu verlieren. Durch diese Einstellung habe ich relativ schnell Lösungen gefunden, sodass mich die Krise zwar trifft, ich aber trotzdem meine Leidenschaft weiter verfolgen kann.
58 Chocolate – Die Merano Collection
Stichwort Merano Collection.
Was dürfen wir uns darunter vorstellen?
Renè: Die Merano Collection war sozusagen der Startschuss für mein Projekt. Sie enthält fünf handwerklich erzeugte Schokoladetafeln in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Merano Collection deshalb, weil ich dem Kunden zeigen will woher mein Produkt kommt und wo meine Heimat liegt. Idee ist es, das Produktsortiment durch verschiedene Kollektionen laufend zu erweitern. Zudem möchte ich gerne einige limitierte Kreationen anbieten, welche die verschiedenen Kollektionen dann ergänzen.
Its all about style.
Wer das Wort Kollektion hört, denkt unweigerlich an Designermode. Du legst ja selbst viel Wert auf Mode und Style.
Wie passen Style und Schokolade zusammen?
Renè: Ganz genau, Style ist sicherlich ein wichtiger Punkt. Mit meiner Schokolade möchte ich auch einfach zeigen wie ich bin. Kunst und Design sind mir sehr wichtig, weshalb ich auch versuche, dies im Design meiner Schokolade widerzuspiegeln. Im Endeffekt repräsentiert 58 Chocolate mich als Person, weshalb mir die Präsentation der Schokolalde natürlich sehr wichtig ist. Die zukünftigen Kollektionen werden deshalb auch in wechselnden Designs erscheinen. Für die Merano Collection wurde es ein Retro-Design, welches letztendlich genau meinen Geschmack trifft.
Auf welche zukünftigen Kreationen dürfen wir uns freuen?
Renè: Für die Zukunft habe ich schon einige interessante Projekte geplant. Mit der Zeit werde ich diese alle auf meinen Social Media Kanälen (@58chocolate) vorstellen. Generell arbeite ich sehr viel mit Social Media, da ich nichts zu verstecken habe. Ich möchte den Menschen gerne einen Einblick in meine Arbeit geben. Sie sollen verstehen was es heißt, Schokolade handwerklich herzustellen. Dafür öffne ich auch gerne die Türen meiner Werkstatt.
Renè Romen arbeitet als selbstständiger Schokoladenhersteller in Meran. Neben unseren selbstgemachten Produkten wie Marmeladen, Honig und Olivenöl gibt es die süßen Kreationen von 58 Chocolate nun auch im Waldhof² Shop.
Ihr möchtet Renè bei der Arbeit über die Schulter schauen? Fragt einfach bei uns nach! ♥