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Törggelen im Hotel Der Waldhof²

Der Herbst gilt als eine ganz besondere Zeit in Völlan. Wenn die Tage kürzer werden und das Laub bunter, dreht sich allmählich alles um eine ganz besondere Frucht: Die Edelkastanie.
Warum die Frucht so außergewöhnlich ist und was es mit dem traditionellen „Törggelen“ auf sich hat, erfahrt Ihr im heutigen Blogbeitrag.

Im gesamten Mittelmeerraum wird der Baum der Edelkastanie schon seit der Antike angebaut. Besonders tief verwurzelt ist die Kastanie dabei im Meraner Land, genauer gesagt im Mittelgebirge von Lana, Völlan, Tisens und Prissian. Bereits im Jahre 1558 wurde die Kastanie im Tiroler Landesreim erwähnt. Die Gegend um Völlan wurde dabei als Ursprung der „beschtn Keschtn“, also der besten Kastanien, angepriesen.

Ein gefüllter Kastanienigel liegt auf dem Boden. Kastanien gehören zum Törggelen dazu.
Kastanien in ihrer Hülle, in Südtirol auch bekannt unter „Keschtnigel“

Die Frucht der Kastanie gedeiht in einer ledrigen, stacheligen Hülle. Diese ist am Anfang grün und wird allmählich gelb. Kastanien gelten durch ihren hohen Stärkeanteil als äußert gesunde Früchte. Nebenbei liefern sie wertvolle Kohlenhydrate, Eisen und Phosphor. Obendrein sind die Früchte entgegen einem verbreiteten Gerücht keineswegs Dickmacher. Schon Hildegart von Bingen wusste:

„Wer an der Leber leidet, zerstoße 
oft die Edelkastanien-Fruchtkerne 
und lege sie so in Honig ein und esse 
sie oft mit dem Honig und die Leber 
wird wieder geheilt“ 
(Hildegard von Bingen)

Ebenso eignet sich die Kastanie perfekt zum Kochen. Aus ihr lassen sich neben Suppen, Risottos und Beilagen auch allerhand Süßspeisen zaubern Am besten schmecken die Früchte aber immer noch gebraten über offenem Feuer.

Beim Törggelen werden Kastanien in einer Pfanne über offenem Feuer gebraten
Kastanienbraten auf unserer Panorama-Terrasse im Waldhof

Kastanien und Törggelen im Waldhof

Auch in unserem hoteleigenen Waldpark im Meraner Land finden sich einige Kastanienbäume. Interessant ist dabei, dass jeder Baum sogar unterschiedliche Kastanien abwirft. Sie unterscheiden sich in Form und Größe und auch leicht im Geschmack.

Auch im Waldhof ist die Kastanie der Star der herbstlichen Küche. Die insgesamt 12 hauseigenen Bäume tragen dabei so viele Früchte, dass nur ein kleiner Teil der Kastanien letztendlich Verwendung findet. Dies ist uns auch wichtig. Somit kommen stattdessen ein Teil der Kastanien durch das „Nicht-Sammeln“ wieder in den natürlichen Kreislauf der Natur zurück.
Die Kastanien werden von uns stets selbst gesammelt und müssen daher auch nicht von Außen bezogen werden. Somit tragen sie das Siegel „Null-Kilometer“. Küchenchef Tibór und sein Team sowie Pattissièr Bettina kreieren anschließend tolle Gerichte, stets mit der Kastanie im Mittelpunkt.

Die Geschichte des Törggelens

Wer von Südtirol im Zusammenhang mit Kastanien spricht, kommt um das „Törggelen“ nicht herum.
Der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort „torquere“ ab, was so viel bedeutet wie „Wein pressen“. Während der Erntezeit holten sich die Bauern Hilfskräfte für die Ernte. Nach getaner Arbeit feierte man in kleinem Rahmen. Dabei wurden alle Mitarbeiter eingeladen, um den neuen Wein zu verkosten. Abgesehen von Wein gab es auch kräftige Gerichte. Speck, Knödel und eine Gerstsuppe durften nicht fehlen. Die Gerichte waren ideal zur Stärkung der hungrigen Mitarbeiter. Zum Schluss wurden noch die gebratenen Kastanien mit Butter gereicht. Dazu gab es frischem Most, auch „Suser“ genannt. Die Ursprünge des Törggelen liegen im Eisacktal. Schnell verbreitete sich der Brauch jedoch auch im Burggrafenamt und in der Umgebung von Bozen. Auch hier ist er mittlerweile fester Bestandteil der lokalen Kultur. Ein Video zum Schmunzeln zum Thema Törggelen gibt’s hier:

Neben dem großen Kastanienfest in Völlan Mitte Oktober ist die Kastanie übrigens auch sonst ein wichtiger Bestandteil von Völlan. Auf dem Kastanienerlebnisweg erfahren Wanderer in mehreren Stationen Interessantes und Kurioses über die Kastanie. Ein Highlight für unsere Gäste ist das Kastanienbraten auf unserer Sonnenterrasse. Mehrmals wöchentlich braten wir im Herbst Kastanien aus unserem Park. Dazu gibt es natürlich frischen Suser aus dem Völlaner Mittelgebirge.

Waldhof-Tipp: Die Kastanien nach dem Sammeln 2 Tage in kaltem Wasser lagern und vor dem Braten einritzen. So lassen sie sich nach dem Braten einfacher schälen. Guten Hunger!