Noch eine letzte Wanderung, bevor der erste große Schneefall den nahenden Winter einläutet – das war unser Plan. Schnell fiel unsere Wahl auf die nahe Laugenspitze. Auch aus dem Grund, da wir uns in Südtirol zu diesem Zeitpunkt nur begrenzt bewegen durften. Ein kurzer Blick auf die Wetterkarten brachte dann die Überraschung: Es sollte eine Vollmond-Nacht werden. Und was für eine. Die Geschichte einer Wanderung, wie sie schöner nicht hätte sein können.
Im Winter zur Laugenspitze – Der Völlaner Joch
Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Laugenspitze zu erreichen. Wer im Winter zur Laugenspitze will, muss (sobald der erste Schnee fällt) auf die Tourenski zurückgreifen. Schnee war für die nächsten Tage angekündigt, also wollten wir es noch ein letztes Mal ausnutzen.
Der klassische Wanderweg beginnt beim Gampenpass und führt über die Laugenalm zum Gipfel. Wer es herausfordernder angehen möchte, biegt gleich nach der ersten Kehre auf den markanten und sehr steilen Jägersteig ab. Weniger bekannt ist hingegen der Wanderweg beginnend in Völan. Startet man bei unserem Hotel, geht man gut und gerne 5h bis zum Gipfel.
Wir wollten diesen Weg ausprobieren. Um Zeit zu sparen entschieden wir uns dafür, den ersten Teil des Weges mit den Waldhof-E-Bikes abzukürzen. Der Mond sollte am späten Nachmittag am Horizont erscheinen. Da wir uns erst gegen Mittag für die Tour entschieden, kam uns jede eingesparte Minute entgegen. So ging es mit den E-Bikes vom Hotel aus immer weiter in Richtung Völlaner Joch.
Im Winter zur Laugenspitze – Die Gfrillner Laugenalm
Nach einiger Zeit radelten wir an der malerischen Jägerhütte vorbei. Nun waren es nur noch wenige Meter bis zum Völlaner Joch. Unser Weg sollte jedoch vorbei am Joch, immer weiter in Richtung Laugenspitze führen. Nun begann ein Wanderweg, welcher uns mehr fahrerisches Können abverlangte. Über Wurzeln und Steine ging es immer weiter in den spätherbstlichen Nadelwald. Bald schon erblickten wir die Laugenspitze, immer noch relativ weit entfernt. Unser nächstes Etappenziel war die Gfrillner Laugenalm. Die urige, kleine Almhütte liegt auf der nördlichen Seite der Laugenspitze und gilt als Geheimtipp. An der Alm angekommen, parkten wir die Waldhof E-Bikes und begannen sogleich mit dem Anstieg zum Gipfel.
Der gefrorene Laugensee – Ein Highlight
Als wir nach einem längeren Fußmarsch auf dem Hochplateau ankamen, erblickten wir den Laugensee. Der See war bereits gefroren, aber hatte noch keine Schneeschicht. So eröffnete sich uns der Blick auf kristallklares, fast schon schwarzes Eis. Die Sonne verschwand nun langsam hinter der großen Laugenspitze. Während sich der Schatten des Berges langsam über die Eisdecke hüllte, hörten wir immer lauter werdende Töne aus dem See. Der Schatten bewirkte einen Temperaturunterschied, das Eis begann sich zu verbiegen. Es war fast so, als würde der See für uns singen. Ein magischer Moment!
Ein Rendezvous mit dem Vollmond
Nun aber schnell auf die kleine Laugenspitze, denn auf uns wartete ein wohlverdienter Gipfeltee. Am Gipfel angekommen eröffnete sich uns ein geniales Panorama über das Etschtal bis hin zur Texelgruppe und den Dolomiten. Da der Aufstieg zum Teil schon sehr schattig war, genossen wir den heißen Früchtetee umso mehr. Und nun war es nicht mehr lange, bis der Mond am Horizont erscheinen sollte. Zeit, sich ein geeignetes Plätzchen zum Fotografieren zu suchen.
Ich musste mich so in Position begenen, dass der Gipfel der kleinen Laugenspitze, der Horizont und ich sich auf gleicher Höhe befanden. Schnell wurde mir klar: Dies war nur möglich, indem ich auf die gegenüberliegende, große Laugenspitze hochwandere. Also noch einmal runter zum Laugensee und ab auf den Gegenhang. Nach ungefähr vierzig Minuten befand ich mich an einer geeigneten Stelle. Mein Freund Fabian musste inzwischen auf der kleinen Laugenspitze ausharren, wo es langsam kalt wurde. Nun hieß es aber auch für mich warten.
Wo bleibt denn dieser Mond, nicht einmal er ist pünktlich. Ich weiss nicht wie es bei dir drüben ist, aber mir friert hier langsam alles ab! *lacht*
Fabian zu mir am Telefon, während er bereits seit einer halben Stunde auf dem Gipfel ausharrt
Nach unzähligen Minuten in der Kälte dachten wir uns schon, wir hätten uns geirrt. Es war schon fast dunkel und noch weit und breit kein Mond zu sehen. Doch dann begann der Horizont zu leuchten und der rießige Vollmond stieg am Horizont empor. Was für ein Anblick, die Wanderung im Winter zur Laugenspitze hatte sich mehr als gelohnt!
Im Winter zur Laugenspitze – Ein Abenteuer
Nun ging es zurück zu unseren Waldhof-E-Bikes. Auf dem Rückweg passierten wir noch einmal die Gfrillner Laugenalm. Dahinter läuchteten bereits die Lichter der Landeshauptstadt Bozen. Der Vollmond leitete uns den Weg, sodass wir erst sehr spät auf unsere Stirnlampen zurückgreifen mussten.
Nach einem kalten Abstieg und einer noch kälteren Radtour durch die nächtlichen Wälder kamen wir wieder in Völlan an – mit im Gepäck unzählige Bilder und geniale Erinnerungen an eine Wanderung, wie sie schöner nicht hätte sein können.
Im Winter zur Laugenspitze.